Am 25. April 2019 hatten wir die wunderbare Gelegenheit, den Oberbürgermeister der Stadt Trier – Wolfram Leibe – zu treffen, um im Rahmen seines Schwerpunktjahres „Kinder & Familie“ mit ihm über verschiedene familienrelevante Aspekte in und um Trier zu sprechen. Live (!) auf Facebook. Wir sind keine Kamera-Profis – wie ihr schnell festgestellt habt, war der Ton – nun, sagen wir mal – ausbaufähig. 😁 Daher war schnell klar, dass wir das Interview auch als Schriftfassung in unserem minimag veröffentlichen würden. Und hier ist es nun. Mit euren und unseren Fragen. Ganz leicht gekürzt – das original Interview findet ihr aber noch immer auf unserer Facebook-Seite.

Was wir übrigens als direktes Resultat aus dem Gespräch mitnehmen konnten: Der geplante Spielplatz in Nells Park wird – dank eurer Anregung!!!  inklusiv gestaltet. 👏😍

Wir hoffen und wünschen uns sehr, dass es nicht unser letztes Gespräch mit dem Oberbürgermeister der Stadt Trier war und dass wir bald wieder Fragen und Anregungen von euch direkt im Rathaus zur Sprache bringen können. Und so vielleicht ein paar kleine Dinge mit verändern und verbessern können 💚

Last, but not least: Ganz herzlichen Dank an Herrn Leibe und sein Team für die Einladung!

minimap: Hallo, wir sind im Rathaus angekommen und sitzen jetzt mit Herrn Leibe, dem OB der Stadt Trier zusammen, und sind ganz gespannt und bedanken uns erst mal für die Einladung, dass wir zu Ihnen kommen können – im Rahmen des Schwerpunktjahres „Kinder und Familie“.

OB Leibe: Ich freue mich, dass Sie da sind. Und dann würde ich sagen: Fangen wir doch direkt an.

minimap: Trier ist – wie Sie auf der städtischen Website schreiben – eine Stadt mit l(i)ebenswürdigem Charakter. Das finden wir als „Trierer Mädchen“ auch und möchten wir mit minimap zeigen. Gerade für Familien hat Trier eine tolle Größe und viele sehr schöne Ecken. Was macht für Sie die Stadt so liebenswürdig?

OB Leibe: Wir sind eine kleine Großstadt und damit verbinden sich zwei Dinge: Man kennt sich hier in Trier noch, aber wir haben auch alles, was eine Großstadt bietet. Und wenn man sieht, was wir alles für Kinder und Familie in Angriff nehmen können, geht das natürlich nur, weil wir so eine Größe haben: 110.000 Einwohner. Und in einer wunderbaren Landschaft. Ich glaube, das macht Trier so attraktiv. 

minimap: Ja, das stimmt: Hoher Freizeitwert. Wo in Trier sind Sie gerne mit Ihrer Familie unterwegs?

OB Leibe: Unsere Tochter ist jetzt 18, die ist jetzt nicht mehr so gerne mit den Eltern unterwegs – aber mit meiner Frau und unserem Hund ist es einfach toll, rund um Trier unterwegs zu sein, also einfach mal an der Mosel oder oben auf dem Petrisberg zu spazieren.

minimap: Deutschland – Luxemburg – Frankreich. Was für eine spannende Gegend! Ein schöner Familienausflug in der Großregion, der für immer in Erinnerung bleibt – welcher wäre das für Sie?

OB Leibe: Ich mache zurzeit ganz viel Werbung für Metz. Ich bin ja nebenbei nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch noch Präsident von Quattropole – dem Zusammenschluss der vier Großstädte der Region, also Saarbrücken, Luxemburg Stadt, Metz und Trier, und insoweit ist das natürlich für mich immer wichtig zu sagen: Mensch, fahrt mal nach Metz, Metz ist ne tolle Stadt! Dort bietet z. B. das Centre Pompidou auch ein tolles Programm für Familien. Ein weiteres Highlight ist in Luxemburg der Schmetterlingsgarten. Wenn wir Familien mit Kindern zu Besuch haben, dann fahren wir da hin. Es ist was ganz Tolles, wenn sich die Schmetterlinge auf die Schultern setzen – die Kinder sind immer begeistert. Die Erwachsenen nebenbei auch.

minimap: Wir erleben Trier ja als recht junge Stadt. Warum ist Trier denn in Ihren Augen eine „junge Stadt“?

OB Leibe: Ganz objektiv, wir sind vom Durchschnittsalter die jüngste Großstadt in Rheinland-Pfalz. Und da bin ich auch stolz drauf. Also mit rund 40 Jahren haben wir da einen Riesenabstand, z. B. zu Pirmasens. Pirmasens ist im Durchschnitt 46 Jahre. Und wir sind ja die attraktivste Stadt in Deutschland 2018 im Ranking bundesweit, also von allen Landkreisen und Großstädten. Dabei war es auch wichtig, dass wir eine junge Stadt sind. Damit sind wir wieder bei den Themen: Wenn wir eine junge Stadt sind, dann müssen wir auch ein bisschen was tun im Sinne von Angebote für Familien und Kinder schaffen, aber auch ganz wichtig und das ist eine unserer großen Herausforderungen: Familien müssen auch in Trier wohnen können. Und zwar zu bezahlbaren Preisen, sowohl für Grundstücke, wenn man ein Reihenhäuschen bauen will, als auch für Mietwohnungen. Und deshalb: Die Attraktivität fängt tatsächlich mit bezahlbaren Wohnungen an.

minimap: Wir haben auf Facebook und Instagram dazu aufgerufen, uns Fragen zu schicken, die wir mit in dieses Gespräch bringen. Viele davon beschäftigten sich mit den aktuellen Betreuungsmöglichkeiten.

Ein Punkt dabei ist, dass das Kitaportal nicht das halten kann, was es verspricht. Nämlich Transparenz und easy-peasy-Anmeldung aus dem heimischen Wohnzimmer.

In der Realität sieht es eher so aus, dass aber jede Kita eine eigene Liste und Vergabe führt und Eltern doch wieder alle Einrichtungen abklappern müssen. Gewonnen wurde unserer Erkenntnis nach dadurch nichts, dabei ist das Kitaportal ein sehr guter Ansatz.

Gibt es Pläne, das System, die Website, zu überarbeiten? Und wenn ja, was dürfen wir Eltern erwarten?

OB Leibe: Also, schon mal vorne weg. Wir wohnten ja in Freiburg – meine Frau und ich, und als unsere Tochter sich angekündigt hat, hat meine Frau sich schon mal angemeldet für’n Kitaplatz ab einem Jahr. Und ich habe gelacht: Nach acht Jahren kam die letzte Zusage für den Kitaplatz. Und dann haben wir festgestellt: Was wir machen, ist doch Wahnsinn.

Es geht um Berufstätigkeit von Familien, es geht aber auch darum, planbare Rückmeldung zu bekommen. Deshalb fand ich die Idee, das Kitaportal in Trier zu machen, schon mal einen ersten Schritt. So, jetzt haben wir aber wieder ein Problem. Wir haben in Trier ja nur 5 städtische Kitas und wir haben 65, die nicht städtisch sind. Und deshalb war der Versuch, das Ganze mal über ein Portal zu strukturieren, richtig. Wir bezahlen das ja alles mit dem Land. Aber auch bei mir kommt an, dass Kitas wieder Listen führen – oft gut gemeint im Sinne von: „Mensch, in anderthalb Jahren kommt ein Geschwisterkind, das Geschwisterkind würden wir gerne nehmen.“ Aber damit ist den Familien, die jetzt dringend einen Platz brauchen, nicht geholfen. Und deshalb ist die Bürgermeisterin von mir gebeten worden, das Ganze noch mal aufzuarbeiten. Aber die Rückmeldungen, die Sie uns noch mal gegeben haben, passen ins Bild. Ich möchte nur nicht, dass das Kitaportal insgesamt als schlecht betrachtet wird. Es muss aber von den Menschen, die es bedienen, richtig genutzt werden. Und da müssen wir noch mal mehr Energie reinlegen. Auch aus eigener Betroffenheit.

minimap: Der Ansatz ist ja total richtig, dass wir das alle zentral gebündelt, nur an der Umsetzung hapert es noch ein bisschen.

Kita, Teil 2: Noch immer gibt es viel zu wenige Kitaplätze, auch und vor allem U3-Plätze.

Viele Kinder in unserem Bekanntenkreis haben erst nach dem 3. Geburtstag einen Platz zugesichert bekommen. Sätze wie „Wir hatten GLÜCK, wir haben mit 3 ½ Jahren einen Platz für xyz bekommen“ sind leider keine Seltenheit.

Was macht die Stadt Trier aktuell, um die Betreuungssituationen künftig zu verbessern? Gibt es Pläne?

OB Leibe: Jetzt nenne ich mal die positiven Dinge: Wir haben 5 eigene Kitas und in Trier insgesamt auch mit den Kitas der freien Träger und der Kirchen ein gutes Betreuungsverhältnis und eine gute Ausstattung. Also wir sind in Rheinland-Pfalz – je nachdem wie man zählt – auf Platz 1 oder Platz 2. Das ist zwar immer noch nicht ausreichend, aber man muss mal betonen: Wir sind top! Wir haben auch im Betreuungsverhältnis in dieser Stadt eine Erzieherin oder ein Erzieher auf 6,2 Kinder. Und das ist in Rheinland-Pfalz – neben Wittlich – ebenfalls Platz 1. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt im Rahmen des guten Kitagesetzes 1:7, das heißt: Wir sind richtig gut! Wir kochen auch in allen städtischen Kitas selber mit eigenem Personal und damit sind wir auch top. Aber ja: Es reicht nicht. Und deshalb habe ich auch noch mal im zuständigen Dezernat nachgeguckt: Im Jahr 2019 kommen 157 neue Plätze dazu, 2020 noch mal 124 Plätze und 217 haben wir jetzt schon in der konkreten Planung und damit versuchen wir wirklich, diese positive Entwicklung auch weiterhin zu geben.

Was aber in der Großstadt immer wieder Thema ist: Es ist natürlich optimal, wenn der Kitaplatz auch im eigenen Stadtviertel ist. Wir haben aber hier auch die Situation: Da ist ein Baugebiet vor 30 Jahren entstanden, da hat man ne Kita gebaut und dann sind die Eltern geblieben, die Kinder sind weg und der Generationswechsel hat noch nicht stattgefunden. Dann haben wir da ein Kitagebäude, also die Kita ist nicht ganz ausgelastet. Ein bisschen mehr Mobilität würde helfen, das ist oft nicht einfach, aber wir haben Kitas, die haben immer noch freie Plätze, und wir haben welche, die sind überbucht. Also da werbe ich immer dafür – vielleicht auch nur für eine Übergangszeit. Aber dann sagen die Eltern auch: „Jetzt hat mein Kind sich dran gewöhnt und dann hinterher wieder rausnehmen, geht nicht.“ Aber das sind noch Möglichkeiten, die man jetzt schon nutzen kann.

Und was in Rheinland-Pfalz immer wieder vergessen wird – ich habe das auch erlebt: Unsere Tochter war in der Uni-Kita, wir haben für die Ganztagsbetreuung mit Essen 1000 Mark/500 Euro bezahlt. Und wenn ich hier in Rheinland-Pfalz – wir konnten es gar nicht glauben – sehe: freie Kitaplätze – was für eine Entlastung! Und das ist selbstverständlich geworden, das ist gut. Für die U2 nehmen wir ja Gebühren, aber einkommensabhängig – und die meisten zahlen eben nicht die Höchstgebühr.

minimap: In vielen Kindergärten gibt es noch das eher veraltete Betreuungskonzept, das vorsieht, Kinder zum Mittagessen abzuholen. Mittags dürfen sie dann wieder zum Spielen gebracht werden. Das lässt der „normale“ Berufsalltag der Eltern in den wenigsten Fällen zu (Kinder müssen bis 12 Uhr abgeholt werden).

Warum hält sich Ihrer Meinung nach dieses Zeitenmodell so eisern?

OB Leibe: Ich komme vom Dorf, so kenne ich das noch. Meine Mutter hat mich hingebracht, hat mich abgeholt, und mittags haben wir dann überlegt, ob sich’s lohnt, noch hinzugehen. Und damit war der Kindergarten nachmittags leer.

Jetzt haben wir aber die Situation, dass es tatsächlich Eltern gibt, die dieses Teilzeitmodell immer noch wollen. Ja, da habe ich auch gestaunt. Da habe ich mit meinen Fachleuten gesprochen, und dann ist es ok. Wir haben auch immer mehr Kinder, die diese Teilzeitplätze nutzen, aber trotzdem in der Kita essen. Und deshalb: Es geht nach Bedarf. Aber es ist nicht das präferierte Modell, dass wir sagen, wir bieten dieses Teilzeitmodell an. Und jede Kita ist frei – in Absprache mit den Eltern –, dieses Angebot auch anzupassen.

minimap: Wir haben eine Zuschrift erhalten, in der es darum geht, wann es in Trier einen Spielplatz für Kinder mit Gehilfen oder Rollstühlen geben wird. Es gäbe schon so viele Möglichkeiten auf dem Markt und grade in Trier müssten diese Kinder immer noch zurückstecken. Auch längst nicht alle Spielplätze sind barrierefrei.

Was tut die Stadt Trier, um die Inklusion an Kitas, Schulen, in Sportvereinen und im täglichen Miteinander – auch zum Beispiel auf Spielplätzen – zu fördern?

OB Leibe: Also ich fand die Frage klasse. Ich habe ja auch in den Inklusionsplan auf den Weg gebracht und da ist das ein Thema. Und deshalb: Es hilft, wenn der OB nachfragt und ich habe wieder was gelernt: Wir haben einen Rolli-gerechten Spielplatz und zwar in BU13, Auf Ewes. Das heißt: Wir haben das. Aber es hilft ja nichts, wenn das keiner weiß. Und deshalb fand ich die Frage richtig gut.

Ihre Frage hat aber jetzt auch noch mal Aktivitäten ausgelöst – 2020 haben wir in Nells Park einen neuen Spielplatz geplant und ich würde sagen: Das wird Triers erster inklusiver Spielplatz! Frau Schacht unsere Leiterin des Grünflächenamtes wird mir in zwei Wochen mal die ersten Planungen zeigen und ich finde, das wäre dann auch eine tolle Geschichte für Sie.

Frau Schacht hat mir aber auch noch mal erklärt: Inklusion ist natürlich auch Vielfalt. Wenn Menschen, die blind sind, einen Spielplatz nutzen, ist das noch mal eine andere Anforderung als für jemanden, der im Rolli sitzt. Und da habe ich gesagt: Was ist denn in Deutschland überhaupt auf dem Markt? Und sie hat mir gesagt: Es gibt zurzeit nicht DEN inklusiven Spielplatz. Ich würde mich daher freuen, wir 2020 sagen können: Wir eröffnen den ersten Inklusiv-Gesamtspielplatz. Das hat Ihre Frage ausgelöst.

minimap: Auch zur Sicherheit auf den Schulwegen haben uns mehrere Fragen erreicht.

Wir haben selbst noch keine schulpflichtigen Kinder, aber das scheint ein großes Thema zu sein. Viele empfinden den Schulweg als zu unsicher für Kinder – fehlende Beschilderung, Verkehrssituation etc.

Wie sieht ein sicherer Schulweg aus?

OB Leibe: Jetzt bin ich mal etwas spöttisch. Der Schulweg wird dann sicherer, wenn nicht alle Eltern versuchen, mit ihrem Privatauto die Kinder in die Schule oder die Kita zu fahren, und damit die ganzen Eingänge blockieren. Ich war vor Kurzem wieder morgens in der Grundschule, weil ich über eine Stiftung Möbel für den Außenbereich besorgen konnte, und da hab ich mir das mal angeguckt. Also, Entschuldigung, das war die Hölle! Und wenn die Kinder, die wenigen, die da noch zu Fuß kommen, sich zwischen den Autos der Mütter durchschlängeln müssen, dann haben wir ein Problem. Auch interessant: Eine Schule hat gesagt, dass zu schnell vor der Schule gefahren wird. Dann haben wir geblitzt: Es waren die Mütter und Väter, die morgens in Eile ihre Kinder abliefern. Das heißt: Da geht es schon los.

Ansonsten haben wir ja jetzt ein Konzept, dass die meisten Zebrastreifen bleiben können, wir werden aber nachrüsten. Zebrastreifen an sich bieten noch keine Sicherheit, sondern nur, wenn sie beleuchtet sind und die Autofahrer auch darauf achten. Der Bund hat in Berlin ja festgestellt, wenn zu viele Zebrastreifen da sind, dann werden sie nicht mehr beachtet. Und dann werden Zebrastreifen gefährlich, weil Kinder sich drauf verlassen, dass sie sicherer sind, wenn sie übern Zebrastreifen gehen. Also das machen wir.

Es geht ja auch immer um die einzelne Schule, die einzelne Kita, wo gibt’s Optimierungsbedarf? Und das müssen wir wissen. Und deshalb hilft es auch, wenn wir wissen, wo es noch Stellen gibt, die wir entschärfen können. Also bitte sagen Sie Bescheid! Ich find’s immer klasse, wenn man einfach mal die Kinder an die Hand nimmt und rückmeldet: „Hier ist was zu tun.“  – Kriegen wir hin!

minimap: Geben wir gerne weiter. Die nächste Frage schließt sich noch daran an, und zwar sind viele in Trier ja gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Wie kann Trier eine noch fahrradfreundliche Stadt werden?

OB Leibe: Indem man noch schneller baut. Also jetzt wieder: Ich komme aus Freiburg. Freiburg hat da 20 Jahre Vorlauf, aber die haben auch erst mal mit Gehwegen angefangen, die nicht breit genug sind, um sie für Fußgänger und Radfahrer zu teilen. Und da ist ganz viel passiert. Ich hab das Thema auch getrieben, zusammen mit dem Stadtrat, und wir haben jetzt mal Achsen durch die Stadt gezogen, weil mir aufgefallen ist, dass es immer mal wieder Teilstücke gab. Ich hab auch meiner Tochter – sie war 9, wie wir nach Trier gezogen sind – gesagt: Ich möchte nicht, dass du hier in Trier Rad fährst. Viel zu gefährlich.

In der Zwischenzeit ist vieles besser geworden. Wir haben die erste Radfahrstraße in Trier-Süd, die parallel zur Saarstraße läuft, wir haben jetzt Achsen durch Trier gezogen und wir haben den Modellversuch, das ist ganz wichtig, manches geht ja rechtlich gar nicht, und deshalb haben wir in der Paulinstraße beispielsweise die Piktogramme aufgemalt, weil es einfach rechts und links nicht genügend Fläche gibt. Aber heute sagt man: Getrennte Radwege – ich kann ja nur das wiedergeben, was die Fachleute sagen – sind manchmal auch nur pseudosicher. Das erleben wir in der Herzogenbuscherstraße. Da ist ein fantastischer Radweg, aber wenn die von den Ein- und Ausfahrten hinausfahren, ist es höchst gefährlich.

In Trier ist man Radfahrverkehr nicht so gewöhnt und deshalb fehlt es manchmal auch an der Rücksichtnahme. Daran müssen wir arbeiten, das heißt: Infrastruktur: Je mehr unterwegs sind, je eher gewöhnt man sich auch an andere Fahrer, dann wird’s sicherer, und: Ohne Rücksichtname alle drei Verkehrsteilnehmer geht es gar nicht.

minimap: Eine Zuschrift beschäftigt sich mit dem Stadtbad Trier. Hier gibt es für Elternteile, die alleine mit einem Kind unterwegs sind, noch Optimierungsbedarf im Bereich der Duschen und Umkleidekabinen. Z. B. Babyschalen, sodass man das Baby für kurze Zeit mal ablegen kann, um sich selbst zu duschen/anzukleiden. Ist in dieser Hinsicht bereits seitens der Stadt Trier etwas geplant?

OB Leibe: Also das Stadtbad wird ja von den Stadtwerken betrieben – im Auftrag der Stadt. Vor zwei Jahren hatte ich eine Zuschrift, da ging’s auch um Babywickeln in den Toiletten der Parkhäuser. Ist erledigt. Da gibt’s nun überall Klappen, damit man Babys wickeln kann. Meine Tochter ist 18, ich erlebe das selber nicht mehr, und deshalb sind diese Feedbacks auch so wichtig. Und jetzt bräuchte ich einfach einen, der genau beschreibt, was wir machen sollen, und dann kann ich sagen: Die SWT wir das auch ganz schnell erledigen. Also wie gesagt: Konkret beschreiben, und da geht’s ja auch nicht um Geld.

minimap: Ein großes Thema, das wohl jedes Elternpaar im Großraum Trier beschäftigt, ist die Wahl des Geburtsortes. Aktuell gibt es das Mutterhaus hier in der Innenstadt und das in Ehrang. Ein weiterer Geburtsort ist das Geburtshaus in Saarburg, von dem immer wieder mal gesagt wird, es schließe bald. Es gibt also nicht nur geringe Wahlmöglichkeiten, sondern auch total überfüllte Kreißsäle.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um diese Situation zu verbessern?

OB Leibe: Das Thema medizinische Versorgung ist in Trier top gelöst. Wir haben zwei Hochleistungskrankenhäuser, ich bin sehr sehr froh, dass wir die hier haben. Und jetzt geht’s aber nicht nur um die Gebäude, es geht auch um das Fachpersonal. Es ist gelungen, und da habe ich jetzt wirklich vier Jahre dran gearbeitet, dass ab 2021 Teile des Medizinstudiums von der Unimedizin in Mainz in Trier gemacht werden. Die Idee ist, junge Mediziner schon im Studium nach Trier zu bekommen, sodass sie sagen: „Trier ist ne tolle Stadt, wir bleiben hier oder in der Region.“ Ich kenne das auch wieder aus meiner Erfahrung in Freiburg, da studieren ganz ganz viele Mediziner und die sagen da: „Ja, wir bleiben auch in Freiburg.“ Und das ist die ganz banale Idee, und ich glaube – wenn wir jetzt mal sehen, dass Trier so ne attraktive Stadt ist, auch eine internationale Stadt –, dass das gelingt. Das heißt, wir haben künftig mehr, die bereit sind, in Trier oder der Region zu bleiben. Und das betrifft natürlich auch die Fachärzte hier in der Pädiatrie – ganz ganz wichtig.

So, dann sind wir bei den Hebammen. Ein Teil des Problems ist entstanden durch die hohen Versicherungsprämien, die die freien Hebammen bezahlen mussten, wo das wirtschaftliche Risiko zu groß war, und da muss ich wirklich sagen: Es waren intensive Gespräche, die ich auch mit dem Mutterhaus hatte und dem Sozialministerium in Mainz. Das Mutterhaus hat dann als einziges Krankenhaus gesagt: Okay, wir gehen den Weg zusammen, wir bilden Hebammen aus, wir beschäftigen Hebammen, wir sind bereit im Rahmen der Ausbildung, der Pädiatrie-Ausbildung – Dr. Thomas ist in dem Bereich Chefarzt, ein hervorragender Fachmann –, das heißt, da können wir jetzt ein Kinderspiel draus machen. Aber ich würde auch sagen, in der Region werden es immer weniger, denn es gibt auch Qualitätskriterien, die die Geburtskliniken erfüllen müssen, und dazu gehört ne Mindestanzahl an Geburten pro Jahr, damit man überhaupt die Qualitätsstandards halten kann. Ich finde, ganz persönlich, das Ganze ergänzt um Hebammen, die mit der Klinik kooperieren, das wäre ideal.

minimap. Damit können wir zur nächsten Frage überleiten: Eine Wunschvorstellung von vielen Eltern ist ein hebammengeführter Kreißsaal. Was hält die Stadt Trier davon?

OB Leibe: Können die Hebammen gerne machen, aber es ist rechtlich und faktisch äußerst kompliziert. Schauen Sie, ich war die letzte Hausgeburt in meinem Dorf. Ich weiß aber auch von meiner Mutter, wie viele Geburten schiefgegangen sind. Frauen sind heute im Durchschnitt älter bei der Erstgeburt und viele laufen unter der sogenannten Kategorie „Risikogeburten“, und deshalb muss man sich das gut überlegen. Auch wieder: In Trier ist das nicht das große Problem, denn wenn’s einen Notfall gibt, ist man in 5 Minuten in der Klinik. Aber die Diskussion um Vulkaneifel, wo Sie 50 Minuten bis zur nächsten Klinik fahren, schwierig. Deshalb die Hebammenzentrale, um das Ganze zu koordinieren, das ist ne gute Geschichte. Wir finanzieren das auch als Stadt mit dem Landkreis, obwohl wir dazu gar keine Verpflichtung haben, aber es ist das, denke ich, was wir tun können.

minimap: Noch mal ein Bogen zu Kultur und Freizeit.

Wir sind große Fans der Skatehalle Projekt X. Wie fördert die Stadt Trier diese und ähnliche kulturelle Projekte?

OB Leibe: Die Skaterhalle ist in einem Gebäude der Stadt und da muss nichts für bezahlt werden. Wir halten die Halle auch so lange aufrecht, bis es eine neue gute Alternative gibt. Und da kann ich sagen: Da sind wir grade dabei.

Es ist wieder ein schönes Beispiel, wie wir in Trier für die ganze Region arbeiten. Ich habe mir mal die Zahlen der Kinder und Jugendlichen der Skaterhalle angeguckt: Mehr als die Hälfte kommt aus dem Landkreis. Wir machen es als Stadt aber trotzdem. Aber es gibt ja hier nicht nur die Skater, es gibt das Exhaus, wo wir im Moment improvisieren und der Mergener Hof z. B. Veranstaltungen übernimmt. Ich habe schweren Herzens auf die Gebäude im Schießgraben verzichtet. Was aber auch wichtig ist, wir haben viele tolle und gute Vereine, die auch ganz viel Jugendprogramm machen. Ich glaube, das Angebot ist riesig.

Ich habe grade mit dem Chef der TUFA telefoniert, was die an Kinder- und Jugendprogramm bieten. Wenn ich jetzt sehe, ich habe grade die Statistik vom Stadttheater: 20.000 Kinder und Jugendliche haben sich das Kindermärchen angeguckt. 20.000! Tausende, die sich – die Konzerte des philharmonischen Orchesters für Kinder sind immer ausverkauft – das angucken. Und da sind wir bei dem Aspekt: Ist doch toll, dass wir ein eigenes philharmonisches Orchester haben. Als kleine Großstadt, aber wir haben die Dinge oft in einer großen Breite.

minimap: Ja, definitiv. Das merken wir immer, wenn wir unsere Wochenendtipps zusammenstellen. Jeden Donnerstag gibt’s bei uns die minimap weekend tipps, wo wir dann wirklich die Qual der Wahl haben, unsere 8 Wochenendtipps rauszugeben. Uns fällts oft schwer, weil es wirklich so viele schöne Dinge hier gibt und so vielfältig und bunt, dass man das einfach noch mal mehr publik machen muss. Manchmal weiß man es einfach nicht.

OB Leibe: Ich hatte vor Kurzem die Delegation aus einer Großstadt in Nordrhein-Westfalen. Diese Großstadt ist doppelt so groß und letztendlich kennt sie keiner. Die haben auch keine Infrastruktur, kein Theater. Also all das, was wir als kleine Großstadt haben, haben die nicht – und die waren total begeistert. Natürlich ist sie nicht perfekt, es ist selten etwas perfekt im Leben. Aber es immer mal wieder wichtig, den Trierern und Triererinnen zu sagen: Guckt mal, wir haben hier wirklich was ganz Tolles aufgebaut … und vor allem hingehen. Ich finde es ja immer wieder spannend, wenn die Leute sagen: Es gibt nix! Und so wie Sie ja auch Transparenz schaffen, so versuchen wir ja auch zu sagen, das gibt’s, das gibt’s. Wart ihr schon jemals dort?

minimap: Trier hat eine lebendige Kulturszene – auch für Familien. Wir freuen uns zum Beispiel schon sehr auf das Sommerheckmeck. Was dürfen wir dieses Jahr erwarten?

OB Leibe: Ja, das ist ja ein wunderbares Programm, was auf Landesebene gemacht wird. Dieses Sommerheckmeck – da ist ja für jeden was dabei. Ich war vor Kurzem in einem Landkreis und die machen da auch mit. In dem Landkreis, also wo 150.000 Menschen wohnen, also mehr als in der Stadt, haben die wirklich ehrenamtlich 5 Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Das ist toll! Aber jetzt vergleichen wir das mal mit dem Gesamtangebot, was wir hier in Trier haben, und da würde ich sagen: Die Kooperationen am Rande, die sind gut.

minimap: Aber noch mal ganz kurz, Thema des Sommerheckmeck wird sein: Zirkus. Richtig?

OB Leibe: Ja. Beispiel, letztes Jahr, es gibt ja ganz viele Einrichtungen, die hier Sommerbetreuung anbieten. Da war ich letztes Jahr im Kinderzirkus und das war total klasse, oder ich habe über die Stiftung der Sparkassen den Kinderzirkus in Ehrang in der Grundschule mitfinanziert und da war ich auch. Und wenn man dann sieht, was die Kinder in einer Woche an Programm erarbeiten, wie mutig die dann sind – also ich würde mich nicht ans Trapez hängen. Es ist nicht nur gucken, grade bei Zirkus, sondern es ist auch Mitmachen, Trainieren und hinterher auch mehr Respekt haben vor denen, die es professionell machen.

Übrigens das gleiche Prinzip wie mit dem Theater: Wer jemals auf dieser riesigen Bühne im Stadttheater stand und dann im Zuschauerraum sitzt, der hat totalen Respekt vor der künstlerischen Leistung der Profis. Also Zirkus ist ein tolles Motto, weil es eben nicht nur konsumieren ist, sondern es gibt viele Veranstaltungen zum Mitmachen.

minimap: Ein weiteres Highlight in diesem Jahr ist der Kulturwandertag, der am 19. und 20. September in Trier stattfindet.

Was genau ist damit gemeint? Können Sie uns dazu mehr erzählen?

OB Leibe: Ja, auch hier ist es eigentlich der Versuch, das, was es hier gibt, noch mal zusammenzustellen und schmackhaft zu machen. Und bei dem Kulturwandertag war auch für mich wieder hochinteressant, was da alles dabei ist. Auch wieder Inklusion. Im Simeonstift wird inklusiv gearbeitet, also angefangen damit, dass Rollstuhlfahrer keine Probleme haben und und und. Das heißt, da muss man immer wieder drauf hinweisen, dass da nicht nur ein tolles Programm ist, sondern es ist auch inklusiv. Und zudem Dinge, die einfach Spaß machen. Ey, ich hätte mich als Kind gefreut, wenn ich im Theater mal hätte grillen dürfen. Also nicht abbrennen. [lacht]. Im Theatergarten wird Grillen angeboten, mit Schauspielern, mit Profis, um dann mit der Theaterpädagogik übers Grillen ins Gespräch zu kommen, und mal zu überlegen, was ist denn toll im Theater? Was könnte man besser machen? Also das ist die Spannbreite: also Inklusives im Museum bis hin zum Grillen im Theater.

minimap: Wir haben noch zwei letzte Fragen. Und zwar würde uns sehr interessieren, welche Rubrik auf www.minimap.org, unserer Homepage, Ihnen am besten gefällt?

OB Leibe: Kindergeburtstage!! Ich werde es nie vergessen: Unsere Tochter war 2 und in der Kita und hatte zu dem Zeitpunkt schon viele Freundinnen. Ich wurde im Klo abgestellt und habe Windeln gewechselt, und meine Frau hat wirklich mühsam recherchiert: Was macht man mit Zweijährigen? Und es wird ja dann auch immer anspruchsvoller. Was wir nicht wollten, war irgendwie professionell das Ganze bespaßen lassen und deshalb (ich habe nachgeguckt, Frau Mieszaniec hat mich drauf hingewiesen): Ich finde es einfach toll.

minimap: Eine letzte Frage: Ein Satz zum Vervollständigen: „minimap“ ist großartig, weil …

OB Leibe: … zwei Frauen einfach angefangen haben, für andere Menschen Transparenz herzustellen, und die beiden Frauen das ganz offensichtlich mit Spaß machen.

Minimap: Herzlichen Dank fürs Gespräch, Herr Leibe!

Bildnachweis: Porta Nigra, Interviewszene, Hauptmarkt, Kurfürstliches Palais ©Presseamt Trier