Ihr wisst es bereits: Wir sind große Fans des breit gefächerten Familienangebotes, das das Stadtmuseum Simeonstift in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat. Und das ist bestimmt keine allzu leichte Aufgabe gewesen, denn in diesem schönen neu-alten (Museums-)Bau geht es um Stadtgeschichte. Per se für viele jetzt nicht so ein spannendes Thema. Kann langweilig sein – muss aber nicht, und das beweist allwöchentlich das Simeonstift. Die Veranstaltungen des Stadtmuseums zeigen, was ein Museum heutzutage sein sollte: ein Ort der Begegnung, der Erfahrung mit Augen, Händen und Füßen, ein Erlebnis für die ganze Familie und alles andere als eine Stätte der elitären Stille.

Dass wir in Trier einen solch schönen Ort haben, hängt viel mit der Arbeit von Dorothée Henschel zusammen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtmuseum und mitverantwortlich für die museumspädagogische Arbeit. Wir freuen uns außerordentlich, dass sie im miniporträt mehr von sich und ihrer Arbeit erzählt. Viel Spaß beim Lesen!

Wer bist du und was machst du?

Mein Name ist Dorothée Henschel, ich bin 37 Jahre alt, Mama von zwei Kindern im Alter von 6,5 und 4 Jahren und arbeite seit 12 Jahren im Stadtmuseum Simeonstift. Seit 9 Jahren bin ich im Museum gemeinsam mit meinen Kolleginnen für den Bereich kulturelle Bildung und Museumspädagogik zuständig – hochtrabende Worte. Einfach gesagt: Ich versuche, Kurse für Kinder, Jugendliche, Familien und Erwachsene im Museum zu entwickeln, die Spaß machen und Interesse an Kunst und Kultur wecken.

Ich habe hier in Trier Kunstgeschichte und Medienwissenschaften studiert und war froh, 2006 bei der Neugestaltung der Dauerausstellung im Stadtmuseum mitarbeiten zu können. So konnte ich auch von Anfang an die museumspädagogischen Angebote mitgestalten.

Wir verfolgen mit großem Interesse eure tollen Angebote für Familien. Auf was können sich kleine und große Kunstfreunde im Jahr 2019 freuen?

Unser Angebot für Kinder und Familien hat sich in den letzten Jahren stark vergrößert. So versuchen wir, schon die Allerkleinsten spielerisch an die Stadtgeschichte heranzuführen. Wir haben feste Kurse und Angebote wie zum Beispiel unsere „Museumsdetektive“, die spielerisch ein Thema erforschen und spannende Rätsel lösen – und wer den Kurs erfolgreich besucht hat, bekommt natürlich auch einen Museumsdetektivausweis. Das ist ein großes Highlight für die Kinder, die sich wie richtige Spezialisten fühlen. Unser Angebot „Kunterbunt“ ist ein klassischer Malkurs, der sich aber bereits an 3-Jährige richtet und damit eine Lücke in unserem Programm geschlossen hat. Und unser Jugendclub trifft sich einmal im Monat und präsentiert nach einem halben Jahr die Ergebnisse seiner Arbeit mit einer kleinen Ausstellung. Nach druckgrafischen Techniken widmen sich die Jugendlichen gemeinsam mit Johannes Truong im Moment dem Thema Design und Mode.

Ein besonderes Highlight ist seit Januar unser Eltern-Kind-Yoga mit anschließender Bastelaktion mit Martina Kancirova. In entspannter Atmosphäre werden nach einer Führung zu Tierdarstellungen auf Kunstwerken einzelne Yogaübungen gemeinsam geübt. Die Eindrücke können dann im Anschluss in einer Kreativaktion umgesetzt werden.

Das ist mal eine ganz andere Art des Museumsbesuchs.

Warum sollte man schon die Allerkleinsten für Kunst und Museum begeistern?

Oft bekommen wir zu hören, dass ein Museumsbesuch mit Kleinstkindern doch noch gar keinen Sinn mache – die Kinder würden ja sowieso noch nichts verstehen und für die anderen Besucher sei es oft störend. Das sehe ich aus eigener Erfahrung ganz anders. Ich hatte meine Kinder von Anfang an mit im Museum und habe beobachtet, wie aufmerksam selbst die ganz Kleinen bereits ihre Umgebung wahrnehmen. Und wieso soll sich die Betrachtung eines Gemäldes von der eines Bilderbuches unterscheiden. Vergleicht man Wimmelbilder mit Gemälden von Pieter Brueghel ist man verblüfft über die Ähnlichkeiten. Man muss sich eben nur ganz genau überlegen, was man mit den Kindern anschauen möchte.

Meist geht es bei unseren Kursen für Kleinkinder auch nicht um die Vermittlung von Wissen, sondern einfach darum, gemeinsam die Welt der Bilder kennenzulernen – und es ist wahnsinnig spannend zu erfahren, was Kinder in Kunstwerke hineininterpretieren. Für die Allerkleinsten, also Kinder ab 12 Monate, haben wir eine Krabbelgruppe mit extra angefertigten Decken eingerichtet. Auf den Decken findet man Gebäude und Objekte aus der Stadtgeschichte, es gibt viele Klappen und Fächer zum Öffnen und Schließen. So kann spielerisch auf Entdeckungsreise gegangen werden.

Jetzt mag manch einer fragen, warum das denn im Museum sein muss. Ich finde, es ist eine große Chance, Kindern von klein an zu vermitteln, dass ein Museum für jeden da ist. Kinder haben noch keine Hemmungen, ins Museum zu gehen, und erleben die Ausstellungen als großen Spielplatz. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass Museen interessante und spannende Ort sind, an denen es sich lohnt, auf Entdeckungsreise zu gehen.

Ein Angebot, das uns ganz besonders gut gefällt, ist die Option, bei euch Kindergeburtstage zu feiern. Was genau macht dann die kleine Geburtstagsrunde?

Wer kennt es nicht – der Kindergeburtstag steht vor der Tür, die Liste der eingeladenen Kinder wächst und man fragt, sich, wie man die Rasselbande in der Wohnung oder im Haus beschäftigen soll. Neben vielen anderen Angeboten bieten wir im Museum auch Kindergeburtstage an. Wir haben mittlerweile 8 verschiedene Themen entwickelt, unter deren Motto man die Feier stellen kann. Bis zu 12 Kinder kommen also zur Feier ins Museum. Wir beginnen immer mit einem spielerischen Rundgang zum gewählten Thema durch unsere Ausstellung. Dort dürfen Rätsel gelöst, Kostüme und unser Kettenhemd anprobiert oder kleine sportliche Wettkämpfe gemacht werden, bevor es in unseren museumspädagogischen Raum geht. Dort kann (mitgebrachter) Kuchen gegessen werden, gesungen, gespielt und Geschenke überreicht werden – also alles, was zu einer Geburtstagsfeier dazugehört. Und da wir ja im Museum sind, darf jeder auch noch kreativ tätig werden. Je nach Thema werden Schmuckstücke aus Schrumpffolie kreiert, Taschen genäht, Ritterschilde verziert oder Sockentiere gebastelt. So hat jedes Kind eine bleibende Erinnerung an die Feier im Museum. Die Themen lassen sich dabei an das Alter der Kinder anpassen. Wir hatten schon 4-Jährige, die gefeiert haben, die Geburtstage stoßen aber auch noch bei 12-Jährigen auf Begeisterung.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du gerne noch zusätzlich für Kinder im Stadtmuseum Simeonstift umsetzen?

Ich muss sagen, dass ich eigentlich schon sehr zufrieden mit dem bin, was wir anbieten. Ich habe auch das Glück, dass ich alles ausprobieren darf. Und wenn ein Angebot mal nicht angenommen wird, stelle ich es eben einfach wieder ein.

Toll fände ich einen Ausstellungsraum nur für Kinder, in dem wechselnde Ausstellungen zu Themen stattfinden könnten, die sich besonders an Kinder richten. Dazu gäbe es dann Mitmachstationen und einen Lese-, Spiel- und Bastelbereich, der sich direkt im Museum befindet. In diesem Bereich könnten dann auch die Kunstwerke der Kinder angemessen präsentiert werden.

Vielen Dank für das Gespräch!