Noch vor ein paar Monaten waren wir zu Gast bei den Museumsdetektiven im Stadtmuseum Simeonstift Trier. Ein toller Nachmittag war das! Und dann, ja dann kam Corona, und mit diesem verdammten Virus standen wir allesamt nicht nur im Privaten vor neuen Herausforderungen. Einzelhändler, Unternehmen und vor allem auch der kulturelle Sektor mussten sich von heute auf morgen komplett umstellen, viele ihren Betrieb einstellen. Was macht man in einer solchen Situation als Museum, haben wir uns gefragt. Gerade hier muss man doch eigentlich „vor Ort“ sein, um was davon zu haben. Dass Kunstvermittlung aber auch anders gehen kann, zeigten uns die Museumsdetektive, die mit einem erweiterten Konzept einen digitalen Senkrechtstart hingelegt haben. Was es damit auf sich hat und wie es künftig weitergeht, erfahrt ihr in unserem heutigen miniporträt mit Dorothée Henschel, zuständig für den Bereich Museumspädagogik im Stadtmuseum Simeonstift.

Unser letzter Besuch bei den Museumsdetektiven war ein rundum gelungener Nachmittag!!

Liebe Dorothée, toll, dass wir uns heute wiedertreffen. Wir hatten ja bereits schon mal über euer Kinderprogramm berichtet – auch die Museumsdetektive durften wir zu Beginn des Jahres live miterleben. Dann kam die Corona-Krise und hat vielen Veranstaltungskonzepten erst einmal den Riegel vorgeschoben. Ihr habt euch dann kurzerhand dazu entschlossen, das Programm online stattfinden zu lassen. Erzähl doch mal: Wie dürfen wir uns das vorstellen? Wie können Detektive denn online im Museum ermitteln?

Hallo, ich freue mich auch, euch wiederzutreffen und euch und euren Lesern von unseren Erfahrungen im Museum in den letzten Wochen und Monaten berichten zu können. Denn wie so viele andere wurden wir im März eiskalt von der Corona-Pandemie erwischt. Wir waren in keinster Weise auf diese Situation vorbereitet. Die direkte, persönliche Vermittlung von Kunst und Kultur an Kinder, Erwachsene und Familien gehört zu unserem Kerngeschäft und die viel zitierte „Aura“ des originalen Kunstwerks und des Kunsterlebnisses vor Ort im Museum war bislang von zentraler Bedeutung für unsere Konzepte. Und das war jetzt alles von jetzt auf gleich nicht mehr möglich.

Wir waren uns aber relativ schnell sicher, dass wir unser Programm trotzdem weiterhin umsetzen und vor allem den Kindern, die ja jetzt alle zu Hause waren, etwas anbieten wollten.

Der Erfolg des Internationalen Museumstags mit Youtube-Videos aus dem Museum – da war das Museum sogar schon wieder geöffnet, aber wir konnten keine Führungen anbieten – bestärkte uns darin, dass auch unsere Online-Angebote von den Besuchern gut angenommen werden.

Deswegen haben wir dann auch am 5. Juni mit unseren „Museumsdetektiven online“ angefangen.

Angemeldet haben sich insgesamt 9 Kinder – und was lustig war –, lauter Kinder, die sonst noch nicht dabei waren, da die normale Uhrzeit, also freitags 15.30 Uhr, nie gepasst hat. Über vier Wochen haben die Kinder dann jedes Mal ein neues Kunstwerk kennengelernt – nur eben nicht vor Ort, sondern durch ein kurzes Video. Und natürlich wurde dazu auch immer etwas gebastelt. Von vielen Kindern haben wir tolle Fotos ihrer Bastelarbeiten bekommen. Und jedes Kind, hat natürlich auch seinen Museumsdetektivausweis erhalten.

Aufgerufen wurden die Videos aber alle deutlich häufiger, was uns natürlich sehr gefreut hat.

Auf ähnliche Weise haben wir dann auch den durch Corona abgebrochenen Museumsdetektivkurs „Alles in 3D“ nachgeholt.

Die Museumsdetektive basteln ja immer so schöne Sachen. Wir habt ihr das für die Online-Detektive gelöst?

Die Frage haben wir uns am Anfang auch gestellt, haben aber, glaube ich, eine gute Lösung gefunden. Für alle Kinder die sich angemeldet hatten, haben wir eine Tasche mit den nötigen Bastelmaterialien zusammengestellt. Die konnte zu unseren Öffnungszeiten gegen eine Materialpauschale an der Museumskasse abgeholt werden. In der Tasche waren dann auch noch kurze Anleitungen und noch mal die Informationen zu den Kunstwerken.

An einem Termin war die Bastelaktion etwas aufwendiger. Hier haben wir uns mit den Keramikprodukten der Servais-Werke beschäftigt. Deren Besonderheit besteht darin, dass die Oberflächen ganz toll schimmern und marmoriert sind. Das haben wir mit einer selbsttrocknenden Modelliermasse und Nagellack nachgearbeitet. Dazu habe ich ein kleines Erklärvideo aufgenommen – und auch dabei sind tolle Ergebnisse herausgekommen. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Kinder zu Hause sehr kreativ waren und vielleicht sogar manchmal noch ein bisschen freier als mit einer Anleitung im Museum.

Bestimmt ist es komisch, die Kinder nicht „live und in Farbe“ auf ihrer Spurensuche zu begleiten. Nichtsdestotrotz hört man ja aus den unterschiedlichsten Ecken, dass die Corona-Krise auch eine Chance sei, Konzepte neu zu denken. Wir haben schon euer tolles YouTube-Video gesehen: „Trierer Stadtgeschichte für kleine Entdecker“. Gibt es für euch auch Vorteile dieser onlinebasierten Wissensvermittlung und wenn ja welche?

Das ist ganz merkwürdig und uns haben die Kinder im Museum sehr gefehlt. Und auch eine Erklärung per Video ersetzt natürlich nicht den direkten Austausch. Natürlich stellt man sich die Frage, haben die Kinder das jetzt auch alles so verstanden, wie ich es erklärt habe, denn es kann ja niemand direkt nachfragen und es fehlt eben auch die Interaktion unter den Kindern. Aber anhand der Ergebnisse konnte man sehen, dass es gut funktioniert hat.

Und die Kinder hatten die Möglichkeit mit Ihren Eltern zusammen das Museum alleine zu besuchen, damit sie die Objekte auch im Original gesehen hat.

Und natürlich kann man kein 20-minütiges Video online stellen. Wir haben versucht, uns kurz zu fassen und trotzdem alles Wichtige zu erklären. Die Videos hatten immer eine Länge von ca. 5 Minuten, und ich denke, das war genau richtig.

Ein Vorteil der Online-Angebote ist, dass sie natürlich für jedermann und jederzeit zugänglich sind. Denn jeder, der selbst Kinder hat, weiß, dass nicht jeder immer Lust hat, direkt zu basteln, oder eventuell auch einfach eine andere Veranstaltung parallel stattfindet. Und so waren die Familien sehr frei in ihrer Zeiteinteilung.

Außerdem haben immer noch viele Eltern Bedenken, mit ihren Kindern ins Museum zu gehen. Die Hemmschwelle, einen Kurs online mitzumachen, ist deutlich niedriger als der Besuch im Museum. Und vielleicht können wir so Kinder für Kunst und Kultur und das Museum begeistern, die ansonsten nicht gekommen wären.

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Es gibt eine neue spannende Ausgabe der Museumsdetektive zum Thema „Malen mit Licht“. Kannst du uns dazu mehr erzählen?

Wir bieten den Kurs nun wieder im Museum an. Nun dreht sich alles um das Thema Licht. Wie haben Maler, unterschiedliche Tages- oder Jahreszeiten dargestellt, denn irgendwie scheint die Sonne ja immer ein bisschen anders, welche Farbe haben Schatten, und wie stellt man Lichtreflexe auf einer Wasseroberfläche dar? Aber Licht spielt auch eine Rolle für die Perspektive, und manche Künstler malen sogar mit Licht – das sind dann Fotografen. Ihr seht also, das Thema ist sehr vielfältig und bietet die Möglichkeit ganz unterschiedliche Techniken, Künstler und Bastelideen kennenzulernen.

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Wie wird es mit den Museumsdetektiven weitergehen?

Die „Museumsdetektive“ können aufgrund der aktuellen Situation nur mit acht Kindern stattfinden. Um den Spürsinn der jungen Besucher dennoch bei Laune zu halten, bieten wir aber auch diesmal eine Online-Variante des Suchspiels an: Für angemeldete „Online-Kinder“ liegt dann je eine Tüte mit Bastelmaterial an der Museumskasse zu Abholung bereit. An den vier Freitagen wird jeweils um 15:30 Uhr ein Video zu einem Objekt mit einer Bastelanleitung veröffentlicht, die die Kinder zu Hause kreativ umsetzen können: Es wird geknetet, gemalt und gefärbt, nebenbei lernen die Kinder Interessantes über Kunst und Geschichte. Alle anderen Kinder können wie gehabt im Stadtmuseum an der Führung teilnehmen und anschließend gemeinsam basteln.

Bei der Abholung der Tüte können die Kinder gemeinsam mit einer Begleitperson kostenlos die Ausstellung besuchen und sich die vier Exponate, zu denen gebastelt wird, ganz genau anschauen.

Ihr seht also – wir kehren ein bisschen zu alter Normalität zurück, behalten aber die neuen onlinebasierten Angebote bei. Ich denke, das wird die Zukunft sein. Das eine kann das andere nicht ersetzen, ist aber sicher eine gute Ergänzung. Ich hoffe, dass wir so möglichst viele Kinder erreichen und deren Begeisterung für Kunst, Kultur und das Museum wecken können.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen sowie aktuelle Termine findet ihr auf der Seite des Stadtmuseum Simeonstift.