Endlich! Es war so dringend nötig!

Es ist nur eine logische Konsequenz der aktuellen Lage, dass es seit dem 1.1.2019 eine Hebammenzentrale für Trier und den Landkreis gibt. Die (Nachsorge-)Hebammensituation ist dramatisch und traurig. Heute sprechen wir mit der Hebamme und Mit-Gründerin der Hebammenzentrale Lina Neitscher über die neue Institution, wieso sie eine riesige Errungenschaft ist und eine große Lücke schließt.

Wer bist du und was machst du?

Ich bin seit 2008 Hebamme in Trier und Umgebung, war ein Jahr angestellt im Kreißsaal und seitdem freiberuflich tätig. Dabei habe ich Familien von der Frühschwangerschaft bis weit ins erste Lebensjahr des Kindes hinein begleitet und im Laufe der Zeit in allen Bereichen der Hebammenarbeit Erfahrung gesammelt.

Mein Anliegen ist es, dass Mütter und Väter ihren eigenen Weg finden. Dabei möchte ich sie unterstützen, indem ich sie bestärke und verschiedene Möglichkeiten aufzeige, aus denen sie wählen können.

Wenn Paare Eltern werden oder die Familie sich vergrößert, ist das sehr aufregend und nicht immer klappt alles reibungslos. Auch das ist normal und darf sein – gut zu wissen, dass man sich auf sein Netzwerk (und seine Hebamme) verlassen kann!

Ich lebe mit meinem Freund und unseren beiden Kindern in Trier. Dadurch habe ich auch selbst Erfahrung sammeln können und kann vieles, was meine Klientinnen beschäftigt, nachempfinden.

 

Seit dem 1.1.2019 gibt es die Hebammenzentrale in Trier. Wie kam es dazu?

Schon seit 2014 verfolgen die Trierer Hebammen die Idee, eine Hebammenzentrale einzurichten. Der Grund ist simpel: Wir hatten alle immer mehr Anfragen, als wir Betreuung anbieten konnten.

Von 2016 bis 2018 haben wir uns selbst organisiert und im Rahmen eines Projekts des Landkreises Trier-Saarburg und der Stadt Trier drei- bzw. viermal wöchentlich eine offene Sprechstunde für Frauen angeboten, die keine Hebamme gefunden hatten.

Auch in der Zeit haben sich einige Kolleginnen sehr engagiert um die Hebammenzentrale bemüht. So konnten 2018 Projektgelder bei der Stadt Trier, dem Landkreis Trier-Saarburg sowie dem Landesministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie beantragt werden. Im Dezember 2018 war dann der letzte Bescheid ausgestellt, sodass wir im Januar 2019 starten konnten.

 

Welches Ziel verfolgt ihr?

Wir möchten für Frauen, die im Landkreis und der Stadt schwanger sind und Hebammenbetreuung wünschen, eine zentrale Anlaufstelle sein. In erster Linie geht es um die Vermittlung der Familien in die Betreuung durch freiberufliche Hebammen vor Ort.

In manchen Fällen ist es nicht möglich, eine Hebamme zu finden, die die Frau zu Hause betreuen kann oder nicht alle Leistungen, die sich die Frau wünscht, werden von der Hebamme angeboten. Hier können wir mit unserer angeschlossenen Terminsprechstunde Lücken schließen und der Frau entsprechende Betreuung anbieten. Außerdem können erste Fragen häufig telefonisch geklärt werden.

Auch die Hebammen, die mit uns zusammenarbeiten, profitieren davon, da wir ihnen Vorschläge für Betreuungen in dem Einzugsgebiet machen, das sie angeben. So entspannt sich hoffentlich die für Familien und Hebammen gleichermaßen frustrierende Situation der vielen Absagen.

Das Projekt Hebammenzentrale ist für drei Jahre bewilligt. Wir wünschen uns eine gute Etablierung in diesem Zeitraum und erhoffen uns eine Perspektive darüber hinaus. So wird Trier und Umgebung auch attraktiv für neue freiberuflich tätige Hebammen, sie müssen die manchmal schwere Arbeit beim Start in die Selbstständigkeit nicht alleine leisten, und wir können den Hebammenmangel weiter verringern.

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Wer arbeitet mit euch? Und wer kann sich alles bei euch melden?

Meine Kollegin Nicole Keipinger und ich arbeiten mit allen Hebammen, die das wünschen und die in der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg tätig sind.

Alle Menschen, die in der Stadt und im Landkreis Hebammenbetreuung in Anspruch nehmen möchten, können sich telefonisch oder per E-Mail an uns wenden. Wir werden dann im persönlichen Kontakt herausfinden, welche Wünsche bestehen und was angeboten werden kann.

Außerdem streben wir eine gute Vernetzung mit den ortsansässigen Kinder- und Frauenärzten sowie Institutionen wie Schwangerenberatungsstellen und Jugendamt an.

 

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wir wünschen uns den Aufbau einer breiten Basis an Angeboten und viele zufriedene Kolleginnen, die sich voll und ganz ihrer Arbeit bei den Familien widmen können.

Und natürlich wünschen wir uns, dass Familien in Trier und im Landkreis Trier-Saarburg mit dieser Anlaufstelle möglichst effektiv und zügig geholfen werden wird und sie dadurch die Schwangerschaft und das Leben mit dem Kind im Gefühl, gut aufgehoben und fachlich unterstützt zu sein, erleben können.

Danke für das Gespräch!

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KONTAKT:

Lina Neitscher und Nicole Keipinger

Telefonsprechstunde:
Montag–Donnerstag
10:00 bis 12:00 Uhr

Tel.: 0651 46 30 21 20

E-Mail: hebammenzentrale-trier@profamilia.de

Website

Über die prekäre Situation der Hebammen haben wir im letzten Jahr auch mit der Hebamme Nina Schümmelfeder gesprochen. Das Interview findet ihr hier.