Habt ihr es mitbekommen? In Trier ist auch im Bereich Schule seit letztem Jahr einiges los. Es wurde ein Verein zur Gründung einer Montessori-Schule ins Leben gerufen, und auch die Initiative, die wir euch heute vorstellen, hat es sich auf die Fahnen geschrieben, der Regelschule frischen Wind entgegenzusetzen. Das freut uns sehr – bunte Vielfalt tut Trier sooo gut. Bitte mehr davon!

Viel Freude mit unserem Interview mit den Initiatoren der Freien Alternativen Schule Trier.

Wer seid ihr und was macht ihr?

Kurz geschrieben: Wir sind der Verein „Freie alternative Schule Trier e.V.“ und gründen eine freie alternative Schule in der Region Trier (geplanter Start: 2021/2022).

Und für alle, die es noch ein bisschen genauer wissen möchten, gibt es hier noch eine ausführlichere Antwort.

Wer wir sind:

„Wir“ ist gar nicht so einfach zu fassen, weil „wir“ alle Menschen sind, die daran arbeiten, eine freie alternative Schule in der Region Trier zu gründen. Also, wenn du Lust hast, die Zukunft der Kinder in/und um Trier um eine echte Wahlmöglichkeit in Sachen Schule zu bereichern, dann werde gerne Teil von unserem „Wir“.

Öffentlich präsent sind vor allem die Menschen im Vorstand. Das sind Katrin, Maria, Max und ich (Lili). Wenn du gerne mehr über uns erfahren möchtest, dann besuche gerne unsere Webseite. Dort findest du zu jedem Vorstandsmitglied eine kurze Beschreibung zur Person und zur Motivation. Gerne kannst du uns auch anschreiben, wenn du weitere Fragen hast.

Was machen wir:

Wir sind dabei, eine freie alternative Schule in der Region Trier zu gründen. Eine freie Schule, wie wir sie uns wünschen und für die Region um Trier planen, ist ein Ort freier, selbstmotivierter Bildung. Dies entspricht auch dem Selbstverständnis der Schulen innerhalb des BFAS – Bundesverband Freier Alternativschulen.

Wir wollen einen inklusiven Lernort schaffen, in dem gegenseitiger Respekt, Freundlichkeit und Demokratie gelebt und gelernt werden. Die Konzeption der Schule soll sich mit der Schulgemeinschaft weiterentwickeln. Wir wünschen uns angst- und bewertungsfreies, altersübergreifendes Lernen, mit Fokus auf der individuellen Persönlichkeit jedes einzelnen Mitglieds der Schulgemeinschaft.

In einem geborgenen Rahmen soll Bildung ganzheitlich und aktiv geschehen, Eigeninitiative der Kinder und Lernangebote durch die Erwachsenen sollen sich ergänzen.

Dabei wollen wir uns nicht auf ein einzelnes pädagogisches Konzept stützen, sondern werden von verschiedenen Persönlichkeiten der Erziehungs- und Bildungswissenschaften inspiriert.

Eine genaue Ausarbeitung unseres Schulkonzeptes wird sich in den nächsten Wochen und Monaten erschließen – jede/r ist eingeladen, mitzudenken, Wünsche zu äußern, Erfahrungen einfließen zu lassen.

Das hört sich alles schön und gut an, aber in der Praxis kannst du dir das gar nicht vorstellen?

Dann schau mal hier in die Videos rein. In Deutschland gibt es bereits eine Vielzahl von freien alternativen Schulen:

Schools of Trust“ von Christoph Schuhmann (frei auf Youtube)

Democratic Schools“ by Jan Gabbert.

An welche Eltern bzw. Kinder richtet sich euer Angebot?

Unsere Schule wird inklusiv sein, das heißt, prinzipiell sind wir offen für alle Kinder und gleichzeitig unterscheidet sich eine freie alternative Schule grundlegend von Regelschulen. Hier ein paar Beispiele:

  • Eine freie alternative Schule fordert von Seiten der Eltern großes Vertrauen in ihre Kinder und in ihren Lernprozess. Anders als an der Regelschule gibt es keine Noten und keinen strikten Lehrplan. Sondern die Kinder können selbst entscheiden, wann sie was lernen. Wer sich näher zu dem Thema informieren möchte, es gibt einige interessante Blogeinträge von Eltern, deren Kinder bereits freie alternative Schulen besuchen, z.B. hier: Gewünschtestes Wunschkind
  • Außerdem ist bei unserer Schule Elternarbeit ein wichtiger Bestandteil. Das heißt, wir wünschen uns einerseits, dass sich Eltern, soweit möglich, bereits in die Schulgründung einbringen. Und andererseits auch an der Schule selbst mitmachen.
  • Hinzu kommt, dass sich freie Schulen im Gegensatz zu staatlichen Schulen die ersten drei Jahre komplett selbst finanzieren und danach nur 80 % Zuschuss zu den Lehrergehältern bekommen. Das bedeutet, dass unsere Schule darauf angewiesen sein wird, dass die Eltern finanzielle Unterstützung leisten.

Da wir uns noch in der Entwicklungsphase befinden, lassen sich noch keine verbindlichen Aussagen treffen, wie es ganz genau aussehen wird, aber die Richtung ist ungefähr klar. Wer den Kurs mitbestimmen möchte, ist ganz herzlich eingeladen, Mitglied in unserem Verein zu werden.

Achso und das Spannendste zum Schluss: Wir streben eine Schule von der 1. bis zur 10. Klasse an. (Wenn alles nach Plan läuft, wird die Vorbereitung aufs Abitur auch dabei sein, mit der Möglichkeit, die Abiturprüfungen dann an einer externen Schule zu machen). Dabei ist anzumerken, dass es sich dabei um zwei Schulgründungen handelt: einmal eine Grundschule und einmal eine weiterbildende Schule. Tja, wieso einfach, wenn es auch schwer geht, oder?

in Trier gibt es seit diesem Jahr eine Montessori-Schule. Inwiefern entscheidet sich euer freies Konzept von dem der Montessori-Schule?

Erst einmal freuen wir uns riesig, dass die Montessori-Schule nach den Sommerferien 2019 starten wird. Wer beim Informationsabend der Montessori-Schule dabei war, hat erlebt, wie viele Menschen da waren und wie viele Eltern begeistert ihre Kinder angemeldet haben. Das zeigt einfach deutlich, dass Trier bereit ist für eine Bereicherung der jetzigen Schullandschaft.

Inhaltlich kommen wir uns gar nicht in die Quere. Ich versuche kurz zu erläutern, inwiefern sich unsere Schulen unterscheiden:

Wir planen eine Schule unabhängig von klassischen Unterrichtsformen (z. B. Frontalunterricht) hin zu einem am Kind orientierten Ort des Lernens. Dabei gehen wir weg von Klassenverbänden hin zu Stammgruppen, weg von der Lehrveranstaltung hin zu einer intrinsisch motivierten Lernform. Dabei soll das Kind die Geschwindigkeit und die Themen vorgeben. Eingebettet in ein bedürfnisorientierten, inklusiven und wertschätzenden Rahmen einer Einrichtung, welche Kinder, Eltern und Lehrer gleichermaßen in die Verwaltung und Organisation einbinden will. Die pädagogischen und psychologischen Konzepte sind nicht im Vorfeld festgeschrieben, sondern sollen sich immer erproben, evaluieren und anpassen können. Diese Pädagogik soll offen sein. Dies ist der Hauptunterschied zur Montessori-Pädagogik, welche als geschlossen gilt. (Ganz am Rande: Bei der Walddorfpädagogik handelt es sich auch um eine geschlossene Pädagogik.) Die zugrunde liegende Ausrichtung entwickelt sich nicht mehr weiter. Damit kann sie kaum auf Veränderungen in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen eingehen. Wir distanzieren uns nicht von Montessori, im Gegenteil. Wir sehen viele positive Elemente in der Montessori-Pädagogik (Lernmaterialien, ruhige Arbeitsräume, Raumkonzepte) und planen diese auch bei uns mit einfließen zu lassen, jedoch uns nicht darauf zu versteifen. In vielen Punkten ist die Grundausrichtung der Montessori-Pädagogik mit uns gleich. Die Montessori-Schule richtet ihre Pädagogik gänzlich auf Maria Montessori, wir werden nur Teile einbeziehen und unser pädagogisches Konzept breiter ausrichten. Auch Montessori-Schulen können als freie Alternativschulen nach BFAS-Definition gelten.

Wer sich gerne weitergehend mit dem Thema beschäftigen möchte, hier ein paar nützliche Links:

https://www.freie-alternativschulen.de/index.php/startseite/ueber-uns/selbstverstaendnis

http://www.montessori.de/montpaed.php

Vor welchen Aufgaben steht ihr aktuell und wie können Interessierte euch unterstützen?

Pauschal lässt sich gar nicht sagen, was für Aufgaben anstehen, weil sich viel daraus ergibt, was für Ideen eingebracht werden, wer gerade was für Ressourcen hat und wie motiviert und intensiv einzelne Menschen am Projekt arbeiten. Prinzipiell sind wir sehr stolz darauf, was sich in so kurzer Zeit getan hat, und unglaublich dankbar, dass es Menschen gibt, die mitmachen.

Um einen kleinen Einblick in unsere Arbeit zu geben, das steht gerade an: Konzeptschreiben, Besichtigung einiger freien alternativen Schulen, Flyergestaltung, Projektplanung etc. Und ganz nebenbei der ganz normale Wahnsinn, der sich eben aus einer Vereinsarbeit ergibt und daraus, wenn viele Menschen gemeinsam an einem Projekt arbeiten.

Da wir alle ein Leben und Familie neben unserer Arbeit an der Gründung einer freien alternativen Schule haben, sind unsere Ressourcen dementsprechend begrenzt. Daher sind wir auch froh über alle, die mitmachen.

Neben der Möglichkeit, sich ganz aktiv einzubringen, sind wir natürlich auch dankbar über finanzielle Unterstützung z. B. durch eine Mitgliedschaft in unserem Verein „Freie alternative Schule Trier e.V.“. Ganz bewusst haben wir als Mindestmitgliedsbeitrag die Möglichkeit von 1 Euro im Monat gewählt, damit wirklich jede*r etwas beitragen kann. Also auch du hast die Möglichkeit, uns zu unterstützen, oder?

Wo findet man weitere Infos über euch?

Wie bereits erwähnt, findet ihr alles Wichtige auf unserer Homepage. Ansonsten über Facebook.

Oder wer uns direkt anschreiben möchte: hallo@freieschuletrier.de

Vielen Dank für das Gespräch!