Der Gonkel

Ein Gonkel? Was ist denn das? Ganz einfach: der schwule – neudeutsch: gay – Onkel. In diesem Fall: ein 41-jähriger Mann, Journalist, Single, ungebunden, keine Kinder, keine Haustiere und auch keine Grünpflanzen (dazu später mehr). Stattdessen: zwei Neffen, eine pubertierende Nichte sowie viele Kinder von Freundinnen und Freunden, deren Namen er sich nur äußerst schlecht merken kann.

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Kindergeburtstag

 

Ich gebe es ungerne zu, aber ich bin mal wieder ein Jahr älter geworden. Den Tag selbst, einen Dienstag, hatte ich ähnlich straff durchgeplant wie das Thronjubiläum der Queen: morgens zwei Termine, dann ein Mittagessen mit zwei Freundinnen, zum Abschluss am Abend Nudeln beim Italiener. Für den Zeitraum zwischen Lunch und Dinner hatte ich Folgendes vorgesehen: Kaffee und (eventuell) Kuchen mit denen, die zufällig in der Stadt sind. Hauptsache wenig Arbeit und dennoch viel Vergnügen.

Eine Freundin mit Kindern bot sich zu meiner Überraschung an, ihren Garten zur Verfügung zu stellen, um meine Tea Time mit ihren Erziehungspflichten zu verbinden. Ja, warum auch nicht? Schließlich mussten einige meiner Freundinnen ihren Nachwuchs am Nachmittag hüten … aber das bitte nicht in meiner Wohnung. Und so saß ich dann da, ein erwachsener, schwuler Mann, auf meinem eigenen kleinen Kindergeburtstag in einem Neubaugebiet eines Trierer Höhenstadtteils. Sieben Erwachsene und zehn Kinder (zwischen 2 und 8 Jahren), Erdbeerkuchen, Kaffee und natürlich auch Sekt inklusive.

Und was soll ich sagen: Ich hatte mir das Ganze wesentlich schlimmer vor meinem geistigen Auge ausgemalt. Die schulpflichtigen Kinder waren gut erzogen und benahmen sich vorbildlich. Und selbst die Jüngeren sorgten nicht für allzu große Probleme – mal abgesehen von einem Zwischenfall mit einer Katzentränke, die ein wenig zu verlockend auf einige der Knirpse wirkte. Aber alles in allem kein Geschrei, keine Tränen, keine Turbulenzen. Und das Beste daran: Nach knapp zwei Stunden durfte ich mich verabschieden, denn die nächste Verabredung am Hauptmarkt-Weinstand wartete bereits auf mich.

Das Abräumen und Spülen übernahm meine nette Gastgeberin. Ich revanchierte mich mit einigen kleinen Geschenken, darunter einer Glasdose, die andere Kindergeburtstagsteilnehmer*innen als „nicht so schön“ beschrieben. Am späten Abend, nach Pasta, Wein und Panna cotta, öffnete ich die Tür zu meiner Wohnung, wo alles so war wie am Morgen. Kein schmutziges Geschirr, kein Chaos, lediglich eine Couch, die das Zusammentreffen mit meinem Hinterteil kaum erwarten konnte.

Ob es im kommenden Jahr eine Neuauflage des Kindergeburtstags geben wird? Das bleibt abzuwarten. An sich habe ich keine Einwände – zumindest dann, wenn alles wieder so reibungslos abläuft.

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